"Kränkungen können nicht vermieden werden"
Auf Einladung des Instituts Suchprävention referierte der österreichische Psychiater, Psychotherapeut und Neurologe Dr. Reinhard Haller zum Thema "Die Macht der Kränkung". Haller ist außerdem psychiatrischer Gerichtsgutachter und erstellte ua. Gutachten zu Jack Unterweger und Franz Fuchs.
Dr. Reinhard Haller: Die Macht der Kränkung
Der Psychiater und Suchtexperte Dr. Reinhard Haller referierte auf Einladung des Instituts Suchtprävention über die „Macht der Kränkung“ in den Linzer Redoutensälen. Kränkung ist laut Haller ein Thema das tabuisiert wird und über das man nicht gerne spricht. Kränkung ist ein Angriff auf persönliche Werte, Gefühle und Vorstellungen, ein Verhalten, das zu einer psychischen Verletzung führt und eine "anhaltende Erschütterung des Selbst und seiner Werte". Dr. Haller versucht in seinem Vortrag den Begriff und die Ursachen zu klären, zeigt die drei Phasen der Kränkung und gibt Lösungsstrategien, wie man mit Kränkungen umgehen kann. Haller betont, dass Kränkungen nicht vermieden werden können, aber wir können "Lufthoheit" über sie gewinnen und wir können sie ansprechen. "Dadurch nehmen wir sie ernst, dadurch nehmen wir uns selbst ernst, dadurch schaffen wir Transparenz. Ein Feind den ich definieren kann und den ich anschauen kann, ist niemals so bedrohlich wie ein Untergrundkämpfer, von dem ich gar nicht so genau weiß, was er macht und wann er kommt", so Reinhard Haller.
Reinhard Haller ist österreichischer Psychiater, Psychotherapeut und Neurologe. Den Schwerpunkt seiner Arbeit widmet er der Suchtforschung. Er ist zudem psychiatrischer Gerichtsgutachter, bekannt auch durch die Gutachten von Jack Unterweger, Franz Fuchs und den Amoklauf von Winnenden, bei dem ein 17-jähriger Schüler 15 Menschen und sich selbst tötete.
Dr. Reinhard Haller: "Kränkungen werden dann gefährlich, wenn man sie verdrängen muss"
Dr. Reinhard Haller ist Psychiater und Psychotherapeut und referierte am 6. Dezember 2016 über "Die Macht der Kränkung" in den Linzer Redoutensälen. Im Interview sprachen wir mit ihm über die Auswirkungen von Kränkungen und über Mittel und Wege, Kränkungen zu überwinden. Dr. Haller sieht Kränkungen vor allem dann gefährlich, wenn sie verdrängt werden. Beseitigt können Kränkungen nie gänzlich werden, aber man müsse sich der Kränkung bewusst werden, was leichter klingt, als es ist. In Bezug auf Jugendliche ist die Schule leider ein zentraler Ort, wo Kränkungen passieren und da gilt es für alle Beteiligten hinzuschauen. Der Psychologe will mit diesem Thema vor allem Bewusstsein schaffen: "Es geht nicht darum, dass die Menschen zu Mimöschen herangezüchtet werden und dass alle furchtbar empfindlich sind, sondern darum, dass man etwas, das für jemanden individuell von großer Bedeutung ist, auch zur Sprache bringen kann. Und es geht vor allem darum, dass die Menschen lernen, in dieser sehr kränkungsfreudigen Welt, mit Kränkungen so gut zurechtzukommen, dass sie dadurch nicht hineingerissen werden".
Alle Infos zur Veranstaltung finden Sie auf der Homepage vom Institut Suchprävention!
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